Die Amazon Storefronts sollen vor allem eines vermitteln: Wir wissen, wer das Rückrat unseres Marktplatzes bildet. Von dem neuen Konzept sollen sich vor allem kleine und mittelständische Unternehmen und Händler angesprochen fühlen. Einzig die Umsetzung dürfte für die Firmen keine großen Auswirkungen mit sich bringen.
Mit seinem neuen Konzept will Amazon besonders die kleinen Händler in ihrer Tätigkeit stärken. Das Ziel besteht darin, diesen Betrieben eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Leistung einem sehr großen Publikum vorstellen können. Andererseits erhält der Kunde einen genaueren Einblick, wer eigentlich hinter der Produktion des neuen Pullovers, der leckeren Schokolade oder anderen tollen Güter steckt, die in kleinen Manufakturen gefertigt werden.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Berichterstattung in den zurückliegenden Jahren in Bezug auf die Geschäftsgebaren nicht immer positiv war. Ausländischen Händlern wurde die Hinterziehung der Umsatzsteuer zu leicht gemacht, US-Händlern wurden die eigenen Daten durch Hacker entwendet. Und das die vorderen Plätze an den Höchstbietenden verkauft werden, ist auch kein Geheimnis mehr. Neben all diesen Aspekten hat Amazon zudem in den letzten Jahren seine Eigenmarken immer mehr vorangetrieben, was kleineren Händlern das Leben zusätzlich erschwert.
Mit dem Start des Amazon Storefronts erhalten die Händler nun eine Möglichkeit der zusätzlichen Vermarktung. Nach allen Regeln der Kunst können die Unternehmer sich dort inszenieren und zeigen, weshalb ihr Geschäft einzigartig ist. Der Produktpalette scheinen dabei keine Grenzen gesetzt. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Dabei reichen die Produkte von Holzspielzeug für Kinder über individualisierten Türschildern bis zu Gestecken, welche in mühevoller Handarbeit produziert werden. Folgerichtig werden die Güter mit Labels wie „lokal produziert“ und „nachhaltig“ versehen.
Natürlich ist diese Inszenierung zuckersüß und wirklich sympathisch. Jeder, der möchte, kann die Globalisierung für einen kurzen Augenblick hinter sich lassen und die Manufaktur seines Vertrauens mit einem Auftrag beschenken.
Zugegeben, die Idee hinter Amazon Storefronts ist auf den ersten Blick einleuchtend und nicht verkehrt. Immerhin äußern mehr als die Hälfte der Händler auf dem Marketplace, dass sie sich gerne stärker von ihrer Konkurrenz abgrenzen würden. Durch die Portraits in den Profilen kann nun jedes Unternehmen zeigen, was seine Philosophie ausmacht und ihn von anderen unterscheidet. Außerdem bietet sich in einem kleinen Rahmen die Möglichkeit des Storytelling, wodurch möglicherweise in Zukunft weniger der Preis für den Kunden entscheidend sein könnte. Aber genau hier liegt bislang der Knackpunkt. Wer von uns hat schon etwas von Amazon Storefronts gehört?
Das liegt daran, dass durch Amazon bis lang kein großer Fokus auf die Vermarktung des Storefronts Bereichs gelegt wurde. Entweder man hat durch Zufall die Pressemitteilung gelesen oder den TV-Spot gesehen. Bislang werden nur sehr wenig Kapazitäten in die Bewerbung der Amazon Storefronts investiert, weshalb schwer abzulesen ist, ob das Konzept für den kleinen Händler schon funktioniert.
Vermutlich lässt sich wie bei allen Neuerungen erst mit etwas zeitlichen Abstand sagen, ob sie einen Erfolg dargestellen. Dennoch soll noch einmal betont werden, dass es sich hier um eine gute Idee handelt. Die Geschichte eines Unternehmens, die sonst nur im Ladengeschäft spürbar wäre, verlagert sich dadurch in die digitale Welt. Dass dieser Prozess nur noch schwerlich aufzuhalten sein dürfte, ist jedem klar. Darum kann es den kleinen Unternehmen nur nützen, wenn sie eine erweiterte Form der Präsentationsmöglichkeit erhalten.
Für den Kunden bedeutet es, dass er wie gewohnt aus mehreren Kategorien wählen kann. Zusätzlich erhält er optional die Auswahl, ob er Unternehmen bevorzugt, die von Frauen geführt werden, ob es sich um innovative Unternehmen handelt oder ob diese nachhaltig produzieren.
Ein kleines Schmankerl stellt außerdem die Auszeichnung „Händler der Woche“ durch Amazon Storefronts dar. Dort wird jede Woche ein Händler ausgewählt, dessen Shop besonders intensiv beworben und vorgestellt wird. Es erfolgt eine Platzierung auf der Storefront Startseite und dadurch eine enorme Erweiterung der eigenen Reichweite. Bleibt zu hoffen, dass diese Funktion nicht über eine Versteigerung vergeben wird.
Die Amazon Storfronts bieten kleinen Unternehmen die Möglichkeit, mehr Kundennähe aufzubauen. Der eigenen Marke und den Produkten wird dadurch ein Gesicht verliehen. Im besten Fall kann dadurch der Kauf bei Amazon ein wenig seiner Anonymität verlieren.
Dass Amazon diese neue Funktion nicht zu wohltätigen Zwecken aufbaut, um die ganzen kleinen Einzelhändler und Manufakturen zu stärken, sollte dennoch jeden bewusst sein. Auch wenn die Aufmachung wie zu erwarten hübsch anzusehen ist, muss jeder Händler für sich entscheiden, ob er einen großen Teil seiner Einnahmen an Amazon abtreten möchte. Wenn Sie sich nun ein eigenes Bild verschaffen möchten, sollten Sie direkt vorbeischauen.